„Doppelblind-Studie“ von Belladonna C 200


Es war die Zeit der ersten Anfangserfolge, die Euphorie und Hybris ausgelöst hatten.
Die Ernüchterung durch unlösbare Fälle war noch nicht gekommen.

Da kam eine jüngere Frau in die Behandlung, die über allerlei psychische Probleme klagte, und der Fall schien eindeutig dem Bild von Belladonna zu entsprechen. Und weil sich der neugebackene Homöopath so sicher war und überdies eine durchschlagende Wirkung erzielen wollte, bekam sie Belladonna C 200 auf die Hand, ohne dass ihr das Mittel genannt wurde („Es wird Ihnen gut tun!“).
Eigentlich sollte die Rückmeldung einen Tag später erfolgen. Aber schon am Nachmittag desselben Tages kam der wütende Anruf des Ehemanns (Berufssoldat bei der Bundeswehr): Ob ich seine Frau vergiften wolle? Sie habe sehr eigentümliche Symptome nach der Rückkunft von unserer Praxis gezeigt, worauf er die Vergiftungszentrale im Universitätsklinikum Rechts der Isar angerufen habe.
Nach Schilderung der Symptome habe er die Informaton erhalten, dass diese ziemlich genau dem Bild einer Tollkirschenvergiftung entsprächen.
Die Aufklärung des Ehemanns über die „ungefährliche“ homöopathische Wirkung im Allgemeinen und im speziellen Fall gestaltete sich, wie man sich denken kann, äußerst schwierig und trug wenig zur Deeskalatation bei.
Insgeheim aber war es trotz der Verunsicherung auf beiden Seiten natürlich eine willkommene Schlüsselerfahrung und ein „Beweis“ für die Wirkung der Homöopathie, auch wenn das Mittel vermutlich das falsche war und wie eine Schraube auf einem „fast“ passenden Gewinde knirschte.
Die Patientin wart fortan nicht mehr gesehen und die 200er Potenz von Belladonna habe ich seither nur noch mit äußerster Zurückhaltung gegeben, auch wenn da eigentlich noch viel weniger als “ Ein Tropfen im Bodensee“ drin ist……

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